Ver.di wirft Lebensmittel-Discounter Netto Lohndumping vor

Veröffentlicht auf von DGB Kultur Arbeitskreis

16.03.2011, 15:14 Uhr | AFP

Die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di wirft Netto sittenwidrige Löhne vor ‎(Foto: AFP)

Die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di wirft Netto sittenwidrige Löhne vor ‎(Foto: AFP)

Laut der Gewerkschaft Ver.di bekommen Mitarbeiter der Lebensmittelkette Netto offenbar sittenwidrige Löhne. Außerdem zwängen die Jobcenter Arbeitslose, solche Stellen anzunehmen, sagte die Ver.di-Landeschefin für den Handel in Nordrhein-Westfalen, Liselotte Hinz, den Zeitungen der WAZ-Gruppe. Ein der "WAZ" vorliegender Arbeitsvertrag der Netto-Niederlassung Bottrop weist demnach einen Stundenlohn von 5,50 Euro aus - zuzüglich einem Euro Zulage, welche alle weiteren Ansprüche, etwa auf Urlaubs- oder Weihnachtsgeld, abgelte. Netto weist die Vorwürfe zurück.

Ver.di warf der Edeka-Tochter Netto ein gezieltes Unterlaufen der Tarife vor. Von den bundesweit 72.000 Netto-Mitarbeitern seien mittlerweile 30.000 geringfügig beschäftigt, sagte Verdi-Experte Folkert Küpers, dem Blatt. Der Lebensmittel-Discounter bestätigte diese Zahlen nicht. Der Anteil und der Einsatz von Vollzeit-, Teilzeit- und geringfügig Beschäftigten orientiere sich am jeweiligen Kundenaufkommen in den Filialen, erklärte eine Netto-Sprecherin auf Anfrage.

Unternehmen weist Vorwürfe zurück

Die Sprecherin hob hervor, die Löhne des größten Teils der Mitarbeiter lägen "auf beziehungsweise über dem Tarifniveau". Das Unternehmen strebe an, den Anteil an Teil- und Vollzeitbeschäftigten im Verhältnis zu den geringfügig Beschäftigten zu erhöhen. Diese verdienen laut NRW-Tarifvertrag in der untersten Lohnstufe 8,98 Euro die Stunde, für ungelernte Kräfte gilt ein Tarif von 7,85 Euro. Auch bei den geringfügig Beschäftigten werden laut Netto teilweise mehr als zehn Euro die Stunde bezahlt. Nach Angaben der Sprecherin laufen derzeit Gespräche mit den Netto-Betriebsräten und Ver.di zur weiteren Vorgehensweise.

Ver.di kritisiert Jobcenter scharf

Den Berichten der "WAZ"-Gruppe zufolge erhob Ver.di auch schwere Vorwürfe gegen die Jobcenter. Im vorliegenden Fall in Bottrop sei ein Hartz-IV-Empfänger vom Jobcenter unter Androhung von Sanktionen aufgefordert worden, einen 325-Euro-Job bei Netto anzunehmen. Dafür habe er 50 Stunden im Monat arbeiten müssen. Die Landesarbeitsagentur in Nordrhein-Westfalen wies die Vorwürfe auf Nachfrage der Zeitungen zurück.

Die Dienstleistungsgewerkschaft beschuldigte im Jahr 2009 denTextildiscounter KiK Lohndumping zu betreiben. So hat der Konzern im vergangenen Jahr einen Mindestlohn von 7,50 Euro die Stunde eingeführt. Das Landgericht Hamm hatte das Unternehmen wegen Zahlens sittenwidriger Löhne zu Nachzahlungen an zwei Mitarbeiterinnen verurteilt.

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